(von Hilke Schauland)
Bei der bundesweiten Videokonferenz am 5.8. im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen von ver.di wurde betont, dass die Verhandlung ein Kraftakt wird, der angenommen wird. „Die Tarifverhandlung ist in der Zeit der Corona Pandemie eine echte Herausforderung“, sagte die Leiterin des Bereiches FB3 Sylvia Bühler. Als Schwerpunktthemen in dieser Tarifrunde des öffentlichen Dienstes wird die Arbeitszeitreduzierung und eine ordentliche Tariferhöhung gesehen. Der Applaus reicht als Wertschätzung für Pflege und Hebammen nicht aus.
Um einen Forderungstisch für die Pflege aufstellen zu können, müssen Voraussetzungen erfüllt werden: 30.000 Fragebögen sollen ausgefüllt sein und 980 Tarifbotschafter*innen sollen gefunden sein. 49 arbeitskampffähige Kliniken müssen gefunden werden, weitere 40% Kliniken sollen aktionsfähig sein. Dies muss bis zum 24.8.2020 geschafft sein. Am 25.8.2020 werden dann von der Bundeskommission ver.di die Forderungen finalisiert und die Verhandlung beginnt am 1.9.2020.
Auf Nachfrage, ob auch kleine Berufsgruppen mitgenommen werden, wurde betont, dass ver.di die Gewerkschaft für alle im öffentlichen Dienst Tätigen sei. Der Blickwinkel dabei ist, die gleichen Bedingungen von Pflege und dem Beruf der Hebamme zu sehen. Von den bundesweit 300 Teilnehmer*innen waren 60 Tätige aus der Pflege und 6 Hebammen dabei. Mit der Relation der Zahl von 90.000 Mitgliedern in der niedersächsischen Pflegekammer zu ca. 2300 Hebammen, wovon ja nicht alle im Angestelltenverhältnis arbeiten, waren wir gut vertreten.
“Bleibt für uns ein weites Arbeitsfeld, Hebammen bei ver.di sichtbar zu machen”, da sind sich die beiden Vorstandsfrauen einig. Durch den hohen Grad an Spezialisierung und Verantwortung (die auch durch das Hebammengesetz festgeschrieben sind), können unserer Meinung nach Hebammen nicht mit Pflegepersonal gleichgesetzt werden und sollten eine eigene Entgelttabelle bekommen.
Wir möchten daher alle „verdianer*innen“ in Niedersachsen bitten, sich zu einem Austausch zusammenzufinden, um mehr Sichtbarkeit der Hebammen in der Gewerkschaft zu erreichen. Meldet euch dazu gerne bei Veronika und Hilke über
Aus diesem aktuellen Anlass gründete sich die "ver.di-Hebammengruppe Weser-Ems", um für die Hebammen, welche in der Gewerkschaft sind und in diesem Gebiet wohnen bzw. arbeiten, eine Stimme erheben zu können. Es wurde ein Positionspapier verfasst und an die Gewerkschaft gesendet. Ähnliches tat zuvor der DHV und die ver.di-"AG Hebammen" Hamburg. Es werden unbedingt noch Interessierte zum Mitarbeiten in der Hebammengruppe Weser-Ems gesucht. Vermittlung von Interessierten über
Hebammen sind umfangreich ausgebildete Expert*innen für die Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts. Während der reproduktiven Lebensphase von Frauen dienen Hebammen der Förderung und Erhaltung ihrer Gesundheit sowie der der Neugeborenen. Die WHO beschreibt wiederholt den großen positiven Einfluss von Hebammen in diesem Zusammenhang. Auch im Nationalen Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ wird aus diesem Grund das Hebammenwesen als förderungswürdig angesehen.
Die Spezialisierung bildet sich auch gesetzlich durch die Hinzuziehungspflicht einer Hebamme bei der Geburt ab. Zudem sind ihr klar definierte Tätigkeiten vorbehalten, was mit einem hohen Grad an Verantwortung einhergeht. Faktisch kann kein anderer Beruf eine Hebamme ersetzen. In den Kreißsälen der Kliniken leiten Hebammen eigenverantwortlich physiologische Geburtsvorgänge. Hierbei müssen sie mit enormer Konzentration stets auf das aktuelle Geschehen reagieren und ihr Fachwissen flexibel anwenden, um mögliche Komplikationen schnell erkennen und abwenden zu können. Hierbei sind sie verantwortlich für das Wohlergehen von Mutter und Kind.
Mit dem berufsqualifizierenden Bachelorabschluss werden Hebammen zukünftig ausgerüstet, um auf die steigenden Anforderungen der Gesundheitsversorgung vorbereitet zu sein. Die Akademisierung führt dazu, dass Hebammen ergänzend zu ihrer bisherigen Ausbildung mit wissenschaftlichen Kompetenzen ausgestattet sein werden, die sie dazu befähigt, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen, außerdem zu Forschen und in der hochschulischen Lehre zu arbeiten.
Dennoch wird der Berufsstand der Hebammen bisher innerhalb der Pflegetabelle im TVöD eingruppiert. Dies ist aufgrund des hohen Grades der Spezialisierung, der Verantwortung sowie der Akademisierung der Berufsausbildung nicht mehr zeitgemäß.
Die verdi-Hebammengruppe Weser-Ems fordert daher, Hebammen in eine eigene Entgelttabelle einzuordnen und unterstützt die weiteren Forderungen des „Positionspapiers zur Eingruppierung der Hebammen im TVöD“ der ver.di-AG Hebammen Hamburg.