Hebammen aus Niedersachsen
Hebammenverband Niedersachsen e.V.

Stillen & Ernährung

Das Stillen ist ein emotionales Thema. Zunächst einmal ist es aber die normale Ernährung ei-nes Babys. Hebammen ist es wichtig, dass Frauen gut informierte Entscheidungen treffen können und ihr persönliches Stillziel erreichen können. Dafür braucht es oftmals Unterstützung aber immer Wissen: Hier haben Sie nur einen kleinen Einblick, finden aber auch Links zu guten Homepages, die sich noch viel tiefer mit dem Stillen beschäftigen. Die Hebamme bleibt aber immer die erste und zentrale Ansprechperson, egal ob in der Schwangerschaft, ganz kurz nach der Geburt, in den folgenden Monaten oder auch noch länger! Bis zum Ende der Stillzeit haben Sie Anspruch auf Hebammenhilfe.

Stillvorbereitung in der Schwangerschaft

Auch wenn das Baby noch im Bauch ist, bereiten sich Mutter und Kind schon auf die anschließende Stillzeit vor. Das Kind übt das Saugen und Schlucken mit dem Fruchtwasser in der Gebärmutter, die Brust bereitet sich auf die Milchbildung vor. Viele Frauen bemerken eine Größenzunahme der Brust und ein dunkler werden der Brustwarzenvorhöfe. Stillvorbereitung sollte aber vor allem im Kopf stattfinden! Informieren Sie sich schon in der Schwangerschaft über das Stillen, damit Sie und Ihr Baby optimale Startbedingungen haben. Sprechen Sie mit Personen, die auch gestillt haben und Wissen weitergeben können. Auch die Partner:innen sollten sich Zeit dafür nehmen, denn sie können der Stillenden eine große Unterstützung sein. Ihre Hebamme informiert Sie schon während der Schwangerschaft über das Stillen. Viele Hebammen bieten dazu Stillvorbereitungskurse oder -gespräche an. Der ideale Zeitpunkt ist um die 20. Schwangerschaftswoche herum. Mit ihrer Hebamme können Sie auch Sorgen oder Fragen besprechen, die Sie in Bezug auf die Stillzeit oder vielleicht aus früheren Stillerfahrungen haben. Sollte es bei Ihnen Besonderheiten geben wie etwa eine vorherige Brustoperation, ist eine Stillberatung vorab sehr sinnvoll. Häufig ist Stillen auch dann gut möglich. Wenn Sie ein krankes Kind oder ein Kind mit einer Behinderung erwarten, empfehlen wir Ihnen auch, sich vorher bei der Hebamme über das Stillen in dieser besonderen Situation zu informieren.

Im Geburtsvorbereitungskurs sollte an mindestens einem Termin über das Thema Stillen informiert werden. Fragen Sie bei Ihrer Kursanmeldung gezielt danach. Körperlich vorbereitende Maßnahmen, wie das Abhärten der Brustwarzen sind übrigens nicht erforderlich. Ganz im Gegenteil können diese sehr unangenehm sein und zu Verletzungen führen. Die beste Stillvorbereitung ist es, sich bereits in der Schwangerschaft mit Stillenden zu unterhalten. Vielleicht haben Sie Glück und es gibt in Ihrer Nähe eine Stillgruppe.

Die stillfreundliche Geburtsumgebung

Da das Stillen schon in der ersten Stunde nach der Geburt beginnt, schauen Sie sich vorab nach einem geeigneten Geburtsort um, an dem Sie und Ihr Baby beim ersten Stillen optimal unterstützt werden. Direkt nach der Geburt sollte das gesunde Neugeborene sofort die Möglichkeit zum ungestörten Hautkontakt mit der Mutter haben. Dieser sollte auch bis nach dem ersten Stillen nicht unterbrochen werden – außer medizinische Gründe erfordern dies zwingend. Messen, Wiegen, Baden sind alles Maßnahmen, mit denen gewartet werden kann. Die Hebamme kann den Gesundheitszustand des Kindes auch beurteilen, wenn es bei Ihnen auf dem Bauch liegt. Die erste Vorsorgeuntersuchung (U1) sollte am besten nach dem ersten Stillen stattfinden. Auch Medikamente wie das Vitamin K (zur Blutungsprophylaxe) sollte das Neugeborene erst nach dem ersten Stillen erhalten.

Die sensible Phase nach der Geburt (Bonding), in der Eltern und Kind sich kennenlernen, sollte in einer entspannten, warmen und ungestörten Atmosphäre stattfinden. Das Bonding schafft optimale Bedingungen für einen gelungenen Stillstart. Sollte dies (z. B. aus medizinischen Gründen) nicht möglich sein, ist es wichtig und möglich, diese Phase so schnell wie möglich nachzuholen. Dennoch ist der Stillstart hierdurch häufig mit größeren Herausforderungen verbunden und Mutter und Kind benötigen wahrscheinlich mehr Unterstützung.

Grundsätzlich haben Neugeborene schon direkt nach der Geburt erstaunliche Fähigkeiten, die es unterstützen, die Brust zu finden, selbständig vom Bauch der Mutter zur Brustwarze zu robben und dort mit dem Saugen zu beginnen. Genießen Sie diesen ersten wunderbaren Stillkontakt mit ihrem Kind. Die Hebamme wird Sie unterstützen, soweit es notwendig ist.

Sollte Ihr Baby zu Hause oder in einem Geburtshaus geboren werden, sind die Rahmenbedingungen für einen entspannten Stillbeginn meist ohnehin gegeben. Natürlich kann auch in der Klinik das Bonding optimal verlaufen. Krankenhäuser, die durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Babyfreundliches Krankenhaus“ zertifiziert sind, haben das Schaffen einer ungestörten Atmosphäre nach der Geburt, in der Mutter und Kind ununterbrochen Hautkontakt haben und in Ruhe stillen können, in ihren Standards festgeschrieben. Außerdem ist das gesamte Personal nach dem aktuellen Wissenstand zum Thema Stillen geschult. Eine Liste der zertifizierten Krankenhäuser finden Sie unter babyfreundlich.org.

Natürlich wird auch in anderen Krankenhäusern das Bonding und das Stillen unterstützt. Fragen Sie bei der Wahl Ihres Geburtsortes am besten danach.

Einige Anregungen dazu:

  • Wie sieht die Betreuung unter der Geburt aus (Personalschlüssel/ Beleghebamme)?
  • Finden Routinemaßnahmen (Messen, U1) erst nach dem ersten Anlegen statt?
  • Wird ist das Personal regelmäßig geschult?
  • Können Mutter und Kind nach der Geburt, auch außerhalb des Geburtszimmers, ununterbrochen zusammenbleiben (Rooming-In)?
  • Kann der_die Partner:in nach der Geburt bleiben (Familienzimmer)?
  • Wie wird das Stillen weiter unterstützt, wenn das Kind aus gesundheitlichen Gründen in die Kinderklinik verlegt werden muss? Wie sieht die Stillbegleitung nach einem Kaiser-schnitt aus? Gibt es alternative Füttermethoden neben der Flasche?
  • Wie unterstützt die Hebamme im Wochenbett das Stillen? Ist ein Hausbesuch ab dem Geburtstag des Kindes möglich? Besonders wichtig ist das bei ambulanten Geburten.

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem_Ihrer Partner:in, was Sie sich wünschen für die Geburt und die ersten Stunden und Tage danach. Gerne stehen Ihnen die Hebammen in den Kreißsälen und Geburtshäusern sowie die Kolleg:innen, die Geburten zu Hause begleiten für weitere Informationen zur Verfügung. Informieren Sie sich, und hören Sie auf Ihren Bauch.

Stillen in der Wochenbettzeit

Auch wenn Mutter und Kind alle Voraussetzungen zum Stillen mitbringen, muss sich das Stillen erst einspielen. Stillen ist ein erlerntes Verhalten und besteht nicht nur aus Reflexen. Das braucht Zeit; durchaus auch ein paar Wochen, die Sie sich und Ihrem Kind geben sollten.

Da einige der heutigen Mütter selbst nicht oder nur kurz gestillt wurden, können Großmütter oftmals nicht aus eigener Erfahrung berichten. Manchmal entspricht weitergegebenes Stillwissen auch nicht mehr dem aktuellen Wissensstand. Die Hebamme bietet hier eine individuelle Beratung und Begleitung, die die Stillenden in dieser Zeit unterstützen. Sie hilft, individuelle Stillziele zu erreichen. Egal wie lang oder kurz Sie stillen möchten. Aber auch die Hilfe und der Rat von Mutter zu Mutter ist eine wertvolle Unterstützung. Besuchen Sie doch eine Stillgruppe oder eine andere Gruppe, in der Zeit für Austausch unter den Stillenden Platz findet.

In den ersten Tagen ist es wichtig, dass Sie und das Baby das korrekte Anlegen erlernen. Dies ist die beste Prophylaxe gegen wunde und schmerzende Brustwarzen, die manchmal in den ersten Stilltagen auftreten. Eine leichte Empfindlichkeit beim Ansau-gen ist am Anfang in den ersten zwei bis drei Wochen aber normal. Diese sollte sich bessern, wenn die Milch zu fließen beginnt und im Laufe der nächsten Tage ver-schwinden. Bei anhaltenden Schmerzen beim Stillen, müssen immer die Gründe her-ausgefunden werden und deren Ursache beseitigt werden. Fragen Sie Ihre Hebamme danach, bitten Sie sie, eine Stillmahlzeit zu beobachten.

In den ersten Tagen erhält das Baby das wertvolle Kolostrum, die Milch der ersten Tage, die besonders reich an Abwehrstoffen ist. Die zuerst kleinen Mengen sind genau auf den anfangs noch unreifen Verdauungstrakt des Babys abgestimmt. Kleine Men-gen sind auch günstig, damit das Baby lernt, schlucken und atmen zu koordinieren. Durch das häufige Anlegen steigert sich die Milchmenge täglich. Häufig Anlegen bedeutet mindestens acht bis zwölf Mal in 24 Stunden.

Ein Baby darf und sollte jedes Mal angelegt werden, wenn es die ersten Hungerzeichen (wie leichter Schlaf, räkeln, schmatzen) zeigt. Ein eher schläfriges Baby muss eventuell auch mal zum Stillen geweckt werden. Das kann vor allem der Fall sein, wenn Ihr Baby wegen eines Neugeborenenikterus (Gelbfärbung der Haut) zu schläfrig ist, um häufig genug zu trinken. Gemeinsam mit Ihrer Hebamme besprechen Sie das Trinkverhalten ihres Babys. Sie sieht sich das Stillen an und beobachtet die Gewichts-entwicklung des Kindes. Sie zeigt Ihnen, woran Sie außerdem noch das gute Gedeihen des Kindes selbst erkennen können. Das Vertrauen in Ihren Körper, ein Baby optimal ernähren zu können, wird von Tag zu Tag wachsen.

Bei Stillproblemen ist es wichtig, diese frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Besprechen Sie eventuelle Beschwerden oder Sorgen mit der Hebamme, um gemein-sam eine gute und schnelle Lösung zu finden. In den ersten zehn Tagen nach der Geburt kann die Hebamme täglich zum Hausbesuch kommen, bei Problemen sind auch weitere Hausbesuche am selben Tag möglich. Ab dem 11. Lebenstag sind noch 16 weitere Konsultationen der Hebamme bis zum Ende des Wochenbettes (zwölf Wochen nach der Geburt) möglich. Die Häufigkeit der Hausbesuche richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen.

Stillen nach der Wochenbettzeit und Beikosteinführung

Nach der Wochenbettzeit wird sich das Stillen zwischen Ihnen und Ihrem Baby immer besser eingespielt haben. Im Verlaufe der Stillzeit tauchen aber möglicherweise trotzdem Fragen oder Probleme auf. Vielleicht wollen Sie wissen, wie sich Ihre Berufstätigkeit mit dem Stillen vereinbaren lässt oder wann und wie Ihr Baby die erste Beikost erhalten soll. Auch bei einem Milchstau oder weiteren Problemen kann die Hebamme Sie unterstützen.

Sie können bis zum Ende der Stillzeit (es spielt keine Rolle, wie alt das Kind dann ist) acht weitere Hausbesuche oder telefonische Beratungen durch eine Hebamme in Anspruch nehmen. Sollte Ihre Wochenbetthebamme zu diesem Zeitpunkt verhindert sein, können Sie sich natürlich an jede andere Kolleg:in wenden, die Beratung in der Stillzeit anbietet.

Nichtstillende Mütter können diese acht Hausbesuche oder telefonischen Beratungen bis zum Ende des neunten Lebensmonats des Kindes in Anspruch nehmen, wenn sie Fragen zur Ernährung des Kindes haben.

Wie lange Sie Ihr Kind stillen möchten, ist eine individuelle Entscheidung, die Sie im Laufe Ihrer Stillzeit gemeinsam mit dem Kind treffen. Die vielen positiven Aspekte des Stillen sprechen für eine längere Stillzeit. Gerade ein aktives Krabbelkind profitiert von den vielen Abwehrstoffen in der Muttermilch, wenn es mehr und mehr die Welt entdeckt.

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt ein ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten und danach ein Weiterstillen neben geeigneter Beikost bis zum Ende des zweiten Lebensjahres und darüber hinaus, sofern Mutter und Kind dies wünschen. In Deutschland gibt es noch eine weitere Empfehlung der Nationalen Stillkomission. Hier wird von einer mindestens vier Monate dauernden Stillzeit und einem spätesten Beginn mit Beikost für das Baby im siebten Monat gesprochen. Die Beikost sollte also frühestens im fünften Monat eingeführt werden. Wichtig sind hier die Beikostreifezeichen. Ihr Kind wird Ihnen zeigen, wann es bereit ist für diese neue Erfahrung. So wird es z. B. mit wenig Unterstützung aufrecht sitzen können und seinen Zungenstoßreflex, der feste Dinge zum Schutz reflexartig aus dem Mund befördert hat verloren haben.

Wie lange Sie und Ihr Kind auch immer stillen möchten – wir Hebammen stehen Ihnen gerne unterstützend zur Seite.

Stillgruppen

Stillgruppen werden von Hebammen oder Stillberater:innen geleitet. Sie bieten interessante Informationen zum Stillen und zum Alltag mit Babys und kleinen Kindern sowie einen Aus-tausch untereinander. Stillgruppen sind eine sinnvolle Vorbereitung auf die Stillzeit und eine wertvolle Unterstützung in der Stillzeit. Stillende, am Stillen Interessierte (werdende Eltern, Väter, Großeltern…) und ihre Kinder sind herzlich willkommen. Leider gibt es nicht mehr so viele Stillgruppen. Sie sind vor allem in Hebammenpraxen, Kliniken, Gesundheits- und Familienzentren oder ähnlichem zu finden. Auch ein „Café Kinderwagen“ kann ein guter Ort sein, um mit anderen Stillenden und Eltern in Kontakt zu kommen. Davon gibt es sehr viele in ganz Niedersachsen.

Linksammlung zum Thema Stillen

Alle Themen:

  • hebammenverband.de/stillen Seite des Deutschen Hebammenverbandes mit Informationen und weiteren Links

  • stillen-institut.com Europäisches Institut für Stillen und Laktation

  • Plakat Inhaltsstoffe Muttermilch Vergleich der Inhaltsstoffe von Muttermilch und Säuglingsanfangsnahrung (pdf)

  • babynahrung.org Aktionsgruppe Babynahrung Pro Stillen

  • stillen-info.de Praktische Hilfen, Informationen und Materialien rund um das Thema Stillen initiiert von der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft e.V.

  • still-lexikon.de Das Still-Lexikon bietet als private und kommerzfreie Seite Eltern möglichst objektive Informationen über Stillen und Stillförderung

  • babyfreundlich.org Auf den Seiten der WHO/UNICEF- Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus” (BFHI) e.V. finden Sie als babyfreundlich ausgezeichnete Krankenhäuser und alle Informationen rum um das Thema ganzheitliches Betreuungskonzept

  • afs-stillen.de Die "Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen” (AFS) ist eine gemeinnützige Organisation zur Förderung des Stillens. Die Seiten beinhalten Infos, Termine und Publikationen rund ums Stillen und zur Ausbildung zur Stillberaterin

  • lalecheliga.de Die La Leche Liga Deutschland e.V. berät Schwangere und Mütter in allen Fragen rund ums Stillen. Alle ausgebildeten Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich

  • embryotox.de Informationen zu Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit

  • gesund-ins-leben.de Informationsportal des Netzwerks für die Förderung frühkindlicher Gesundheit. Angesiedelt bei der Bundesanstalt für Lebensmittel und Ernährung

Stillbegleitung von Geflüchteten:

Besondere Babys stillen:

Sollten Sie als Kolleg:in hier ein Angebot vermissen, melden Sie sich gerne bei der niedersächsischen