Am 18.8. fand das Gespräch „Butter bei die Fische“ mit dem Ministerpräsidenten Stefan Weil im Münsterländer Hof in Cloppenburg statt. Auf Einladung von Jan Höffmann (SPD-Kandidat für die Landtagswahl 2022 für den Wahlkreis Cloppenburg) setzten sich verschiedene Gesprächspartner:innen aus dem Bereich der Pflege und der Geburtshilfe aus dem St. Josefs-Hospital mit Weil zusammen.
Die „Initiative für gute Geburt in Cloppenburg“ war ebenfalls eingeladen. Diese gründete sich aufgrund der Schwierigkeiten rund um die Geburtshilfe in Cloppenburg und Umgebung. Die Initiative besteht aus Landfrauen, Eltern, Politiker:innen, dem Koordinator der Gesundheitsregion Landkreis Cloppenburg, Gynäkolog:innen und Hebammen. Die aktuelle Situation der Geburtshilfe in Cloppenburg ist alarmierend. Der Kreißsaal schließt seit einigen Wochen regelmäßig am Wochenende und die werdenden Eltern müssen dann akut eine Alternative zum Gebären suchen. Dabei ist der Landkreis Cloppenburg mit 2000 Geburten im Jahr einer der Geburtenreichsten. Die angestellten Hebammen des Krankenhauses berichteten aus ihrem Alltag und den entsprechenden Schwierigkeiten. Sowohl die Rahmenbedingungen wie die Flut des Arbeitsvolumens, als auch die fehlende Wertschätzung erschweren das Arbeiten. Es fehlt die Möglichkeit der 1:1 Betreuung, was mit der potenziellen Folge von Interventionen einhergeht. Dadurch, dass die werdenden Eltern an einem anderen Ort gebären müssen, werden auch die umliegenden Kreißsäle mit akuter Mehrarbeit belastet. Dortige Schwangere müssen mitunter abgewiesen werden und sehen sich in der Not, sich wiederum einen anderen Geburtsort zu suchen. Diese Probleme treten nicht nur im Landkreis Cloppenburg auf. Herr Weil hörte von den anderen Regionen wie Ostfriesland. Eindringlich wurde ihm die Relevanz der wohnortnahen Geburtshilfe im Flächenland Niedersachsen geschildert. In das Krankenhausgesetz, welches vor kurzem verabschiedet wurde, muss die geburtshilfliche Versorgung durch kommende Verordnungen gut eingearbeitet werden, so eine Forderung seitens der Initiative. Alle Anwesenden waren sich einig, dass sowohl die Pflegenden als auch die Hebammen nicht der Wirtschaftlichkeit und damit der industriellen Taktung unterliegen sollten. Herr Weil versprach, sich die Fallpauschalen für die Geburtshilfe aufbereiten zu lassen. Er sieht als Ursache die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, auf die durch die Politik doch wieder eine Einflussnahme genommen werden sollte. Die Verweildauer von Pflegenden beträgt statistisch 8 Jahre, er möchte den Verbleib verdoppeln, wenn nicht gar mehr schaffen. Weil wurde auf die Petition Change.org/Geburtshilfewohnortnah aufmerksam gemacht und bekam eine Postkarte hierzu überreicht. Auch den Flyer vom Aufruf zur Kundgebung für den Erhalt der Geburtshilfe am 31.8. in Cloppenburg nahm er mit. Ebenso erhielt er eine Rose als Sinnbild für die gewaltfreie Geburt (Roses Revolution Day). Nach dem Gespräch, welches gut eine Stunde dauerte, fuhr Weil weiter zum Hospiz.
Die NWZ berichtete über den runden Tisch: https://www.nwzonline.de/plus-cloppenburg-kreis/cloppenburg-runder-tisch-hebammen-kritisieren-unmenschliche-bedingungen_a_51,9,775552319.html?
Der NDR sprach mit Veronika Bujny: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Geburtsstationen-schliessen-Dramatische-Lage-fuer-Gebaerende,geburtsstation102.html